Wenn nachts die Atmung aussetzt
Schlafapnoe ist ein weitverbreitetes Phänomen – Die Folgen können schwerwiegend sein – Doch das Syndrom lässt sich gut behandeln
Rund ein Drittel unseres Lebens verbringen wir mit Schlafen. Doch oft genug wird unsere Nachtruhe gestört – ohne, dass wir es selbst bemerken. Abgeschlagenheit und die Neigung zu gefährlichem Sekundenschlaf sowie Bluthochdruck können Anzeichen für eine Schlafapnoe sein.
Was bedeutet Schlafapnoe? Apnoe bedeutet Atemaussetzer. Deren Länge sei für die Definition nicht so sehr entscheidend, erklärt Dr. Andreas Benz, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Thoraxklinik Heidelberg. Von Schlafapnoe spreche man bei mehr als fünf Aussetzern ab zehn Sekunden pro Nacht.
Was ist das Gefährliche? Gar nicht so sehr die Atemaussetzer an sich, sondern das Notprogramm, das der Körper dadurch bedingt in Gang setzt. „Das bedeutet für den Körper puren Stress, es wird Adrenalin ausgeschüttet. Die Folgen sind oft hoher Puls und ein hoher Blutdruck“, erklärt Benz. Das könne bis zum Vorhofflimmern, Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Die Lebenserwartung werde erheblich reduziert.
Gibt es Risikofaktoren? „Auf jeden Fall Übergewicht“, so der Schlafmediziner. Als Risikofaktoren gelten außerdem vor allem bei Frauen Rauchen – „warum das so ist, wissen wir noch nicht“ – und Alkoholkonsum kurz vor dem Einschlafen. „Die Auswirkungen sind hier ganz erheblich.“ Auch genetische Faktoren und die Einnahme von Opiaten – etwa in starken Schmerzmitteln – können eine Schlafapnoe bedingen.
Wie merke ich, dass ich möglicherweise unter Schlafapnoe leide? „Oft merkt man es selbst nicht, sondern der Partner“, weiß Benz. Man könne den Partner auch danach fragen. Bis zur richtigen Diagnose kann es dauern. „Viele kommen wegen des Schnarchens zu uns.“ Andere Patienten haben einen Umweg über den Kardiologen, Lungenfacharzt oder Hals-Nasen-Ohrenarzt hinter sich, bevor sich herausstellt, dass sie unter Schlafapnoe leiden.
Wie wird die Diagnose gestellt? Besteht der Verdacht einer Schlafapnoe, werden zunächst nachts zu Hause mit einem kleinen Gerät Puls und Atmung kontrolliert. Erhärtet sich der Verdacht, führt der nächste Schritt ins Schlaflabor.
Wie sieht die Behandlung aus? „Bei Übergewicht empfehlen wir zunächst mal eine Gewichtsreduktion“, so Benz. Dadurch könne man schon viel erreichen. Die gängigste und bisher erfolgreichste Therapie sei darüber hinaus die Anwendung einer Schlafmaske. „Der durch die Schlafapnoe bedingte Luftmangel wird durch sie kompensiert“, erklärt Benz. „Es gibt kaum Nebenwirkungen und die Überlebenszeit reguliert sich bei konsequenter Anwendung in der Regel wieder auf Normalniveau.“ Schlafmasken würden in aller Regel gut vertragen und hätten
kaum Nebenwirkungen. „Es gibt verschiedene Modelle, die vielfältig einstellbar und daher kaum störend sind.“
Wie wirkt PAP? Der durch die Schlafapnoe bedingte Luftmangel wird durch die PAP Therapie mit einem kontinuierlichen Luftstrom kompensiert. Es gibt kaum Nebenwirkungen und die Überlebenszeit reguliert sich bei konsequenter Anwendung wieder auf Normalniveau. Schlafmasken werden in aller Regel gut vertragen und sind mittlerweile ganz klein und leise geworden. Es gibt verschiedene Modelle, die nach der Eingewöhnung auch nicht mehr als störend empfunden werden. Patienten berichten zu über 80-90% dass sie sich mit der PAP Therapie viel frischer und erholter fühlen und jetzt auch endlich mal wieder ins Kino gehen können ohne einzuschlafen. Wichtig ist, dass diese Therapie von einem erfahrenen Schlafmediziner in einem Schlaflabor optimal eingestellt wird.
Quelle: Artikel von Constanze Werry - Erschienen in der Rhein-Neckar-Zeitung Nr. 141 vom Dienstag, 21. Juni 2016